Auszubildende in der Warteschlange

Einleitende Worte

Auszubildende in der Warteschlange? In Jordanien motivierte junge Menschen, in Deutschland Unternehmen mit Fachkräftemangel – auf dem Papier klingt das nach einer Win-win-Situation. Doch in der Praxis zeigt sich: Selbst gut gemeinte Projekte scheitern häufig an Struktur, Timing und fehlender Einbindung der Wirtschaft.
Ich berichte hier über ein Beispiel, das mich in den letzten Wochen persönlich beschäftigt hat – mit offenen Fragen an mein Netzwerk.

Hintergrund: Das PAM-Projekt

Trübe Aussichten für Azubis. Auszubildende in der Warteschlange.

Vor mehr als zehn Jahren wurde das Programm PAM – Partnerschaften für entwicklungsorientierte Ausbildungs- und Arbeitsmigration vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen.
Die Umsetzung erfolgt in Ländern wie Jordanien durch die GIZ. Ziel ist es, jungen Menschen eine Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen – z. B. als Elektroniker, Bäcker oder Kfz-Mechatroniker.

Im vergangenen „Batch“ nahmen knapp 40 junge Jordanier teil. Sie absolvierten Sprachkurse (B1-Niveau), arbeiteten an ihren Bewerbungsunterlagen und bereiteten sich intensiv vor. Doch nur etwa ein Drittel fand tatsächlich einen Ausbildungsplatz in Deutschland. Der Rest – motiviert und vorbereitet – wartet weiterhin.

Zwischen Anspruch und Realität

Ich habe selbst sieben vollständige Bewerbungen auf dem Tisch liegen. Junge Menschen, mit denen ich mich auf Deutsch unterhalten konnte. Doch die Zeit läuft davon – und die Zahl an Betrieben, die kurzfristig aufnehmen, ist gering.

Aus Gesprächen mit Unternehmern ergab sich ein klareres Bild:

  • Die meisten kannten das PAM-Programm nicht.
  • Es gibt organisatorische Hürden: Wohnungssuche, Flugkosten, formale Abläufe.
  • Vorurteile bestehen – etwa, wenn Bewerbungsfotos zu förmlich wirken („Anzug für eine Ausbildung im Handwerk?“).
  • Und: Der Zeitpunkt der Vermittlung kam zu spät.

Viele dieser Herausforderungen ließen sich lösen – mit Information, Begleitung, Zeit. Aber genau daran mangelt es.

Was wir daraus lernen können

Projekte wie PAM sind richtig und wichtig. Aber:
Wenn Fördergelder fließen, sollte auch die Umsetzung dort unterstützt werden, wo sie am sensibelsten ist – beim Matching zwischen Mensch und Betrieb.

Daher meine offenen Fragen an alle, die an ähnlichen Themen arbeiten:

  • Wie ließe sich die Vermittlung effizienter und frühzeitiger gestalten?
  • Welche Rolle könnten Wirtschaftspartner, Kammern oder spezialisierte Vermittler spielen?
  • Wäre es nicht sinnvoll, die Privatwirtschaft von Anfang an strukturell einzubinden?

Denn klar ist auch: Der Bedarf auf beiden Seiten ist da.

Mein Fazit

Oliver gebert spricht an der GJU über den deutschen Arbeitsmarkt

Ich unterstütze gerne – mit Netzwerk, Erfahrung und Zeit. Aber diese Zeit ist begrenzt.
Was fehlt, ist eine Brücke zwischen Planung und Umsetzung, zwischen Verwaltung und Praxis, zwischen Programm und Menschen.

Wenn wir wollen, dass solche Projekte wirklich funktionieren, müssen wir darüber sprechen – nicht aus Kritik, sondern aus dem Wunsch heraus, dass sie besser werden. Denn: Auszubildende in der Warteschlange können wir uns nicht leisten.

Ich freue mich auf Rückmeldungen, Perspektiven und Lösungsansätze.
Vielleicht entsteht aus diesem Austausch ja der Impuls für ein neues Modell, das tatsächlich alle mitnimmt – die jungen Menschen, die Unternehmen, und die, die verbinden können.

Ein guter Einstieg wäre natürlich unsere kommende Delegationsreise im Herbst.

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